Beschreibung
Matchaschale von KATO Juunidai aus Seto, Japan. Aus hellem, leicht körnigem Ton gefertigte Matchaschale [chawan] mit eisenhaltiger Glasur. Alle für die Anfertigung der Schale verwendeten Materialien stammen aus der direkten Umgebung des Künstlers, nämlich den Hügeln rund um den historischen Keramikerort Seto. Von dort stammt sowohl die Tonerde als auch alle Bestandteile der selbst hergestellten Glasur. KATO Juunidai, der die 12. Generation der Keramikerfamilie KATO repräsentiert, fertigte von der Matchaschale „Tetsu-Aka“ [wörtlich: „Eisenrot“] im Jahr 2021 eine Serie von 70 Exemplaren an, von denen wir die besten 20 Exemplare erhielten. Form und Glasurauftrag sind bei jedem einzelnen Exemplar leicht unterschiedlich.
Maße: Durchmesser ca. 12,7cm, Höhe ca. 7,5cm.
Die historische Keramikerfamilie KATO und der Künstler KATO Juunidai
Mehrere Orte, an denen hochrangige Samurai oder Adlige ihren Sitz hatten, entwickelten sich zu Wiegen des japanischen Wegs des Tees [Teezeremonie, chado]. Dazu gehört nicht nur die alte Hauptstand Kyoto, sondern auch Ort wie das Schloss von Nagoya und die Stadt Sakai. Keramikorte wie Seto wurden zu wichtigen Schaffungsstädten. Mit einer Tonerde, die so rein ist, dass sie in unverändertem Zustand direkt für keramische Werke verwendet werden kann, blickt die Gegend um Seto auf eine nunmehr 1.000-jährige Geschichte der Schaffung von Keramiken zurück. Der Ort gehört zu den sechs historischen Schaffungsstätten für Keramik [Rokkoyō, sechs alte Brennstätten] in Japan. Bereits im 13. Jahrhundert entstand dort die für Seto typische Keramik, nämlich mit Eisenoxid glasierte Temmoku Schalen [Tenmoku chawan, Temmoku Matchaschalen]. Diese Keramik, die besonders auch in der Kamakura-Zeit produziert wurde, wird heutzutage als „alte Seto Keramik [Ko-Seto] bezeichnet.
In Zeiten des Krieges jedoch flohen viele Keramikerfamilien in die Keramikerorte Mino und Owari. In Mino wurde damals mit der Herstellung der bekannten keramischen Stile „Shino“ und „Oribe“ begonnen. Unter dem Schutz der einflussreichen Tokugawa Familie jedoch kamen mehrere Keramikerfamilien im 17. Jahrhundert zurück in die Gegend von Seto. Das Wissen über die in Mino gefertigten Stilrichtungen brachten sie so mit zurück nach Seto. Die ersten Generationen der Keramikerfamilie KATO erhielten damals bereits Aufträge vom Tokugawa Shogun. Neben anderen Keramiken für den Weg des Tees [chado, Teezeremonie] wurden so Matchaschalen [chawan] für den Sitz der Tokugawa-Familie im Schloss von Nagoya gefertigt.
Die Erbfolge des heutigen Keramik-Atelier von KATO Juunidai [KATO Hiroshige] geht als einziges Atelier in Seto bis in diese Zeit zurück. Der damalige Keramik-Meister Hikokuro entfernte sich im Jahre 1656 von den anderen Keramikerfamilien, die vom Tokugawa-Shogun geschützt wurden. So gründete er in jenem Jahr die Schaffungsstätte der heutigen Familie KATO. Nun bestaunen wir die Werke von KATO Juunidai [KATO Hiroshige], der zur zwölften Generation der Familie zählt.
KATO Juunidai [KATO Hiroshige] beschreibt den Schaffensprozess keramischer Werke dreistufig: Der erste Schritt besteht in der Auswahl der Materialien. Dazu gehört die Auswahl der Tonerde, als auch die Auswahl der Materialien für die Glasuren. Der zweite Schritt besteht in der Formgebung, und der letzte Schritt besteht im Brand. Bei jedem der drei Schritte sieht KATO Juunidai jeweils sehr unterschiedliche Aspekte im Vordergrund.
Beim ersten Schritt, nämlich der Auswahl des Tons und der Materialien für die Glasuren, steht die natürliche Umgebung des Keramikers im Vordergrund. Dies ist die Sichtweise, wie KATO Juunidai sie von seinem Großvater KATO Juudai [KATO Senzaemon] übernommen hat. Wie es in der Tradition der Keramikerfamilie KATO seit der Tokugawa-Zeit von Generation zu Generation weitergegeben wurde, legt KATO Juunidai stets Wert darauf, dass alle Materialien aus der Natur stammen. Zur Generation seines Großvaters war es noch selbstverständlich, dass dies so ist. Jedoch ist es heutzutage bei vielen Keramiken üblich geworden, fertige Glasuren und Tonerden ganz unkompliziert von einem Hersteller zu bestellen und sich zuschicken lassen. KATO hat sich allerdings bewusst dafür entschieden, nicht diesen Weg zu wählen, sondern der Tradition seiner Familie zu folgen. Das bedeutet für ihn, dass er die unterschiedlichen Varianten an Tonerde und Glasurbestandteilen selbst aus dem Boden von verschiedenen Bergen und Hügeln in seiner natürlichen Umgebung holt. Wie bereits im Zusammenhang mit der Geschichte des Keramikerortes Seto erwähnt, sind die dort vorzufindenden Erden so rein, dass sie direkt so für die Anfertigung der keramischen Werke verwendet werden können. Dabei verwendet KATO die unterschiedlichen Erden seiner Region für viele seiner Werke ohne sie miteinander zu mischen. Doch auch die Mischung bestimmen Erden setzt er für manche Stilrichtungen seiner Werke gezielt ein.
Ebenso wie die Tonerden, stammen auch alle Rohstoffe für die Glasuren von KATO Juunidai aus seiner direkten Umgebung. Eine wichtige Rolle spielen dabei unter anderem eisenhaltige Erden, die für die traditionelle „Ko-Seto-Glasur“ Verwendung finden. Je nach anderen Bestandteilen in der Glasur, und je Brand variieren die Facetten der sich daraus ergebenden Glasurfarben jedoch deutlich. So ergeben sich beispielsweise matt-grau-braune Glasuren bis hin zu hochglänzenden schwarzen Glasuren. Zudem entstehen auch rote Glasur unter der Verwendung von eisenhaltigen Erden. Dazu gehört die Glasur der Stilrichtung „Tetsu-Aka“, was direkt übersetzt „Eisen-Rot“ bedeutet.
Im Gegensatz zum ersten Schritt, der von der natürlichen Umgebung des Künstlers geprägt ist, hängt der zweite Schritt vom Künstler selbst ab. Eine wichtige Entscheidung bei der Formgebung besteht zunächst darin, ob ein Werk auf der Töpferscheibe gedreht wird, oder ob es mit den Händen geformt wird. Natürlich können beide Vorgehensweisen der Formgebung auch miteinander kombiniert werden. Beispielsweise kann eine Matchaschale [chawan] zunächst auf der Töpferscheibe gedreht werden, und dann mit den Händen deformiert werden. Zudem können weitere Verfahren hinzukommen. Dazu gehört unter anderem reduktives Arbeiten mit diversen Werkzeugen wie Messer oder Spatel, die zum gezielten und akkuraten Abtragen des Tons direkt am Objekt verwendet werden. Unabhängig davon welche Arten der Formgebung der Keramiker wählt oder miteinander kombiniert, hängt die Formgebung im Wesentlichen vom handwerklichen Können des Künstlers ab. Die Natur spielt dabei nur in einem gewissen Rahmen eine Rolle. Ein gewisser Einflussfaktor der Natur besteht beispielsweise darin wie kompliziert oder einfach die jeweilige aus der Natur gewonnene Tonerde sich verarbeiten lässt. Ähnlich wie bei der Formgebung kann man auch bezüglich des Glasurauftrags sagen, dass hier das Können und die Erfahrung des Künstlers im Mittelpunkt stehen.
Während bei der Auswahl der Tonerde und der Materialen für die Glasuren die natürliche Umgebung aus Sicht von KATO Juunidai [KATO Hiroshige] das wichtigste Kriterium darstellt, spielt wie bereits genau erläutert bei der Formgebung und beim Glasurauftrag das Können des Künstlers die entscheidende Rolle. Jedoch, beim letzten Schritt, nämlich beim Brand im Ofen [kama], kommt ein ganz anderer Faktor zum Tragen: Der Zufall. Selbstverständlich obliegt es dem Keramiker vor dem Brennen der Werke seinen Ofen entsprechend einzurichten und während dem Brennen den Temperaturverlauf wie gewünscht zu steuern. Jedoch gibt es während des Brennens eine ganze Reihe von Faktoren, die je nach Art des Ofens, je nach Art des Brennverfahren und je nach Verwendung anderer Hilfsmittel dennoch niemals gänzlich kontrolliert werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist unter anderem die genaue Platzierung des jeweiligen Werkes im Ofen. Je nach Entfernung und Ausrichtung zur Hitzequelle entwickeln sich die natürlichen Glasuren nämlich sehr unterschiedlich. Zu schwarzen Tönen können sich rötliche Nuancen gesellen. Matte grau-schwarze Töne können zu hochglänzenden tiefschwarzen Tönen werden. Zudem können die Glasuren mehr oder weniger stark verlaufen, und mehr oder weniger deutliche (gewünschte) Risse können zum Vorschein kommen. Hierbei spielt auch die Interaktion der Glasur mit dem Ton während des Brennvorgangs eine entscheidende Rolle.
Ob die perfekte Schönheit eines Werkes beim Brand im Ofen so entsteht wie gewünscht, unterliegt also zu einem gewissen Grad dem Zufall. Oder auch ob etwas Neues passiert, das der Künstler nicht vorhersehen konnte, gehört zu den Dingen, die nicht im Detail bestimmt werden können. KATO Juunidai drückt dies sehr anschaulich aus: „Sind die Keramiken erst einmal im Ofen platziert, ist es das Beste die Hände zu falten und ein Gebet zu sprechen!“
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