Beschreibung
SOU-UN – Chawan von NARIEDA Shinichiro aus Kirishima, Japan.
„SOU“ bezieht sich auf die chinesische Song-Dynastie (in Japanisch gelesen: SOU), in der der Tien-Mu-Chawan-Stil (Japanisch: Temmoku Chawan) zur Blüte kam, bei dem dunkle, teilweise als „Hasenfell-artig“ bezeichnete Glasuren beliebt wurden. Bei der vorliegenden Chawan von Narieda erinnert die Glasur und Form an Temmoku Chawan, jedoch wie bei Narieda üblich in abgewandelter Form, und selbst modifizierter Glasur, die dezente aber facettenreiche Farbnuancen hervorbringt, die in Temmoku Glasur üblicherweise nicht in Erscheinung treten. Man könnte die vorliegende Chawan als Nariedas Interpretation des Temmoku-Stil bezeichnen. Auf den ersten Blick schlicht, aber im Microkosmos doch farbenfroh und enorm reich an Details.
„UN“ ist die Wolke, die bei Chawan „SEI-UN“ (Sternenwolke, Galaxie) schon zur Geltung kam.
Exemplar NR #2354-1.
Maße: Durchmesser ca. 11,4cm, Höhe ca. 5,8cm.
NARIEDA Shinichiro – Leben und Werke (Buch)
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NARIEDA Shinichiro – Person und Werkraum
Am Rande eines kleinen Dorfes inmitten des Kirishima-Gebirges in Süd-Japan arbeitete der Keramiker in seiner puristisch ausgestatteten Werkstatt – ein kleines Seitenzimmer des hölzernen Wohnhauses, in dem er mit seiner Familie lebte. Zur Straße hin, die tief in die Berge führt, und das Haus von NARIEDAS Gemüsegarten am Rande eines kleinen Flusses trennt, sind noch einige seine Keramiken zu sehen. Neben seinen Matchaschalen [matcha chawan oder: chawan], die er gerne vereinzelt über den Raum verteilt auf in Scheiben geschnittenen Baumstämmen präsentierte, fanden sich zahlreiche Keramiken, die für den alltäglichen Gebrauch gedacht waren. So fanden auch die Menschen des Dorfes Zugang zu NARIEDAS Werken.
Im Gegensatz zu anderen japanischen Keramikern, lebte und arbeitete NARIEDA nicht in einem der berühmten Töpfer-Orte wie Seto, Hagi oder Arita. Dies drückt sich auch sehr deutlich in seinem künstlerischen Stil aus, der gewissermaßen gegen die stilistischen Traditionen dieser Orte rebelliert. Während dort jeweils ein bestimmter Stil mit einer mehr oder minder festgelegten Formenwelt und Sprache der farblichen Gestaltung vorherrscht, distanziert sich NARIEDA von jeglichem Zwang des künstlerischen Ausdrucks. Zwar greift er Elemente einzelner bekannter Stilrichtungen auf, durchbricht diese jedoch wiederum durch seine stark expressive Individualität. Dies ist vielleicht auch als NARIEDAs individuelles Durchbrechen einer gewissen Festgefahrenheit der stilistischen Rezeption und Konzeptionalität der japanischen Teezeremonie, des chadô oder auch sadô [wörtlich: Teeweg], zu verstehen.
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